SEKOS-Projekt Selbsthilfe für Familien im MKK

Auftaktveranstaltung der Selbsthilfekontaktstellen Gelnhausen und Hanau

Am Samstag, 31. August 2019 kamen bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt „Selbsthilfe für Familien im Main-Kinzig-Kreis“ im Main-Kinzig-Forum Gelnhausen ca. 100 Besucher und 20 Selbsthilfegruppen zusammen, um gemeinsam mit den Vorständen und Mitarbeitern der Selbsthilfekontaktstellen Hanau und Gelnhausen den Projektbeginn zu begleiten.

Auch die Selbsthilfegruppe <em>Eltern autistischer Schulkinder im Main-Kinzig-Kreis </em>war zu dieser Veranstaltung mit einem Informationsstand vertreten. Kai Goll, Sprecher und Initiator der Selbsthilfegruppe, konnte das eine oder andere aufklärende Gespräch führen und Flyer mitgeben.

„Eine Selbsthilfekontaktstelle, wie die SEKOS Gelnhausen und das Begegnungszentrum Hanau Main-Kinzig, ist eine Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle. Sie informiert interessierte Personen über die Angebote der Selbsthilfegruppen und hilft bei der Suche nach einer geeigneten Gruppe. Darüber hinaus steht die SEKOS auch den Selbsthilfegruppen und -initiativen in allen fachlichen Belangen beratend zur Seite. Auch die Arbeit unserer Selbsthilfegruppe wird tatkräftig von der SEKOS unterstützt“, erläutert Herr Goll die Aufgaben und die Funktion der SEKOS. „Unsere Selbsthilfegruppe beteiligt sich daher sehr gerne mit einem eigenen Informationsstand bei der heutigen SEKOS-Veranstaltung“, so Goll weiter.


Die dreistündige Veranstaltung am Samstagnachmittag war insgesamt sehr gelungen und bereichernd und in jedem Fall einen Besuch wert.

Mit dem Thema „Selbsthilfe für Familien“ haben die beiden Selbsthilfekontaktstellen SEKOS Gelnhausen und Begegnungszentrum Hanau Main-Kinzig den Focus auf einen bislang wenig beachteten, aber letztlich entscheidenden Bereich gelegt. Die beiden Vorsitzenden, Hubert Reuter (BZ Hanau Main-Kinzig) und Ole Schön (SEKOS Gelnhausen), die beide weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit setzen, machten in ihren einleitenden Worten deutlich, wie wichtig die Funktion von Familie, von Angehörigen und Freunden für das Wohl der Menschen sei, die Unterstützung oder Pflege bräuchten. Oft aber stellten Angehörige eigene Bedürfnisse zurück, seien manchmal seelisch oder körperlich überfordert, die Familien würden isoliert. Außenbeziehungen brächen oft ab. Gerade die Selbsthilfegruppen leisteten hier mit ihrer wechselseitigen Unterstützung und einem Austausch in einem geschützten Rahmen wertvolle Dienste. „Gründen Sie mehr Selbsthilfegruppen“, lautete deshalb der Appell der beiden Vorsitzenden. Zugleich dankten sie den anwesenden Gruppen, für deren ehrenamtliches Engagement.

Auch die anwesenden Bundes- und Landesparlamentarier, Bettina Müller (MdB, CDU), Christoph Degen (MdL, SPD), ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter des Main-Kinzig-Kreises, und Michael Reul (MdL, CDU) sowie Susanne Strombach vom Selbsthilfe- und Patientenbüro der AOK Hessen beteuerten ihre Unterstützung für die Arbeit der Selbsthilfegruppen und wollen deren ehrenamtliche Arbeit stärken. Immerhin werden drei Viertel der pflegebedürftigen Menschen zu Hause gepflegt, nur ein Viertel in Pflegeheimen. Angesichts dieser Fakten scheint es das Gebot der Stunde, die Angehörigen in den Blick zu nehmen, sie stärker einzubeziehen, aber sie vor allem zu stärken und vor Überlastung zu schützen. „Die Selbsthilfegruppen sind hierbei eine wichtige Stütze“, sagte Strombach.

Etwa 20 Selbsthilfegruppen waren im Barbarossa-Saal zum „Markt der Möglichkeiten“ zusammengekommen, um sich auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein Blick über den Tellerrand, der deutlich machte: „Wir sind nicht allein.“
Der Vortrag von Oberarzt Waldemar Lenhardt von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Schlüchtern zur Situation von Angehörigen psychischer kranker Menschen beleuchtete das komplexe Zusammenspiel von Arzt, Patient und Angehörigen in unterschiedlichen Bereichen und zeigte die Vorteile, aber auch die Probleme eines „Trialogs“ auf. Ganz still im Saal wurde es bei den Berichten von Hans Burckhardt und Wolfgang Kittel. Die beiden Vorsitzenden der Alzheimer Gesellschaft Main-Kinzig e.V. haben ihre Frauen an diese Krankheit verloren und erzählten sehr einfühlsam, wie sie diese mit ihren Partnerinnen erlebt haben. „Ich habe angefangen, die Krebspatienten zu beneiden“, sagte Kittel, der als Radiologe gearbeitet hat. „Meine Frau saß neben mir und war doch nicht da.“ Er habe die Selbsthilfegruppe als eine Schicksalsgemeinschaft erlebt, die in vielen Situationen eine wertvolle Hilfe gewesen sei.

Mit der wunderbaren heiter-melancholischen Musik, mit der das Trio „Jost‘n Wenz feat. Linda Krieg, Trio Arpa unter Leitung von Harry Wenz, die Veranstaltung nicht nur umrahmte, sondern beglückte, klang der Nachmittag versöhnlich aus. Als Fazit können wir mitnehmen: gute Gespräche geführt, interessante Vorträge gehört und – wir sind nicht allein. Wir haben ein starkes Netz.

Eine Bildergalerie zur Auftaktveranstaltung des Projekts finden Sie außerdem auf der Website der SEKOS Gelnhausen www.sekos-gelnhausen.de unter Veranstaltungen / Veranstaltungen 2019.